Turbulente zeiten
Während des Barocks (ca. 1600 bis ca. 1730) wuchs und blühte der Welthandel und es entstand eine ausgesprochen bürgerliche Kultur. Aber der Barock ist zugleich eine Periode einer tief verwurzelten sozialen Krise. Die kirchliche und weltliche Elite versuchte, ihre Machtposition auszubauen und Ungehorsam zu unterdrücken. Barockkunst entstand stets „im Auftrag“: Sie ist eine rationale Kunstform, die als Waffe eingesetzt wird, um Mensch und Gesellschaft zu lenken und zu kontrollieren.
Gärten
Der Garten ist die traditionelle Metapher für Kontrolle (und Beherrschung) des Menschen über die Natur. Ab dem 16. Jahrhundert werden Künstler und Architekten von Aristokraten beauftragt, um die Landschaft mit spektakulären Effekten zu überhäufen: angelegte Labyrinthe, künstliche Höhlen, Trompe-l’oeils, Springbrunnen, die künstliche Vögel zum Singen bringen, nachgemachte Ruinen usw. Der Barockgarten ist ein Statussymbol, eine Art Vorläufer des Vergnügungsparks, der die Besucher überraschen und unterhalten soll. Diese Gärten sind exklusiv. Der aristokratische Garten wird zu einem Ausflugsziel, einem sozialen Ort, wo sich Menschen begegnen, Erfahrungen teilen und austauschen.
Neben dem Spielplatz der Reichen entsteht am Ende des 16. Jahrhunderts ein zweiter Garten: der botanische Garten. Er ist ein Ort, wo Wissen und Wissenschaft geteilt wird. In diesem inklusiven Garten wird dem Klassifizieren und Ordnen von Pflanzen große Aufmerksamkeit geschenkt. So hoffen die Wissenschaftler, die Geheimnisse der Natur zu entschlüsseln. Und mit den heilenden Eigenschaften von Pflanzen hoffen sie, das menschliche Verhalten beeinflussen zu können.
Die jahrhundertealte Parkumgebung des Middelheimmuseums ist eine Kombination aus Parkgarten und botanischem Garten. Heute ist er ein sozialer Raum, wo Menschen sich zu begegnen und Kunst besichtigen.
Erfahrung und Bewegung
„Erfahrung“ kann man auf zwei Weisen interpretieren. Sie ist der emotionale Kick eines einmaligen Ereignisses, aber auch „die Wiederholung, die zur Erlangung von immer mehr Einsicht führt“, die letztlich in einen Fortschritt resultiert. Die Barockkunst bewegt den Betrachter „von innen heraus“. Die überschwängliche Bewegung in der Barockkunst macht ihn zum Beteiligten an der Arbeit: der Zuschauer wird zum Komplizen des Kunstwerks.
Experience Traps: 16 Künstler quer durch den Garten
In dieser Ausstellung versuchen zeitgenössische Künstler unsere physischen und mentalen Erlebnisse zu steuern. Dazu verwenden sie Stilmotive wie das Grotto, die Ruine, den Springbrunnen und das Labyrinth. Diese Motive ermöglichen es, um die „Kunst im Auftrag“ auf spielerische Weise zu besichtigen. Sie versuchen – in wahrer Barocktradition – das Publikum in die Irre zu führen, zu überraschen, zu beeindrucken oder zu verführen.
Experience Traps stellt zugleich die moderne Erfahrungsgesellschaft und Erlebnisökonomie infrage. Wir erwarten heute, dass jede Aktivität ein einzigartiges Erlebnis ist, das zudem auch noch authentisch ist und mit einer guten Geschichte einhergeht. Auf diese Weise versuchen wir uns, unter anderem über soziale Medien, gegenüber den anderen zu positionieren.
Die Künstler
William Forsythe (USA) tritt als Künstler und Co-Kurator auf. Er integriert auch einige seiner bekannten choreografischen Objekte in das Projekt und verursacht dadurch eine Bewegung unter dem Betrachter.
Andere Künstler, die eine neue oder bestehende Arbeit für die Ausstellung präsentieren, sind Mike Bouchet (USA), Monster Chetwynd (UK), Jeremy Deller (UK), Spencer Finch (USA), William Forsythe (USA), Gelatin (A), Ryoji Ikeda (JP), Bertrand Lavier (FRA), Louise Lawler (USA), Bruce Nauman (USA), Recetas Urbanas (ESP), Monika Sosnowska (PL), Adrien Tirtiaux (BE), Dennis Tyfus (BE), Andra Ursuta (RO) und Ulla von Brandenburg (D).
Seit einigen Jahren erforscht das Middelheimmuseum die Grenzen der Skulptur mit skulpturalen Performances in seinem Programm. Während des Eröffnungswochenendes sehen Sie Aktionen und Auftritte von Monster Chetwynd, Gelatin, Ulla von Brandenburg und Dennis Tyfus.
Praktische Informationen
- 1. Juni - Sonntag, 23. September 2018
- Freier Eintritt
Extra
- Besucherführer: kostenlos (pdf)
- Einführungsfilm: zu sehen in der Eingangshalle des Middelheimer Schlosses. Auch erhältlich auf www.middelheimmuseum.be und auf ARTtube.be. Auf Niederländisch und Englisch.
- Digitale Touren auf der Antwerpen Museum App, kostenloser Download über den Apple Store und Google Play.
- Gruppenbesuche auch für Schulen und Vereine, Reservierung: www.antwerpbaroque2018.be.
Partners
Bruce Naumans Diamond Shaped Room with Yellow Light wurde erworben mit der Unterstützung von:
und die Middelheim Promotors
Ackermans & van Haaren, Argo Law, Art Secure by Vanbreda Risk & Benefits, BASF, BNP Paribas Fortis, CMB, Cordeel, Delen Private Bank, Deloitte, Deme, EY, Grant Thornton, Hubo, Hugo Ceusters, inno.com, KBC, Laurius, Leasinvest Real Estate, Pamica, SipWell, Soudal, Havenbedrijf Antwerpen
Dennis Tyfus’ De Nor wurde realisiert mit der Unterstützung von FVWW Architecten.
Die Ausstellung Experience Traps wird ermöglicht mit der Unterstützung von water-link.
Baroque Festival Card
Die Karte ist 48 Stunden gültig (vom Augenblick des ersten Gebrauchs an) und bietet kostenlosen Eintritt zu alle Ausstellungen und Monumentalen Kirchen, die zum kulturellen Stadtfestival „Antwerpen Baroque 2018. Rubens inspires” gehören.
Die Karte kostet 25 € und ist in den Besucherzentren auf dem Grote Markt | im Hauptbahnhof, Museum Mayer van den Bergh, im Rubenshaus und Hostel Pulcinella verfügbar. Sie können die Karte auch online kaufen.
Antwerp Baroque 2018. Rubens inspires
Die Ausstellung Experience Traps ist Teil des Kulturstadtfestes Antwerp Baroque 2018. Rubens inspires. Weitere Informationen auf www.antwerpbaroque2018.be.