Fabrikator
Richard Deacon spielt seit den 1980er Jahren eine Vorreiterrolle in der zeitgenössischen Bildenden Kunst. Er nennt sich selbst ‘Fabrikator’, also jemand, der die Federkraft von Materialien, Sprache und Bedeutung von Objekten bis zum Äußersten testen will. Seine Faszination für die Möglichkeiten der unterschiedlichsten Materialien wie zum Beispiel Holz, Textil, Stahl, Papier, Leder, Marmor, Lehm und Ton, Wellblech, Pappe oder PVC treibt ihn von einem Werk zum nächsten, mit einem ehrfurchteinflößenden Oeuvre als Ergebnis. Dadurch, dass er den Klebstoff, die metallenen Verbindungsstücke, die Bolzen oder die Schweißnähte sichtbar lässt, wird auch der Zuschauer immer auf das Herstellungsverfahren aufmerksam gemacht.
Variationen
Der Fokus der Ausstellung liegt vor allem auf ‚Variationen’ – vielleicht das Warenzeichen von Deacon. Durch das erneute Anwenden einer logischen und konsequenten Reihe von Spielregeln auf ein und derselben Grundlage oder Ausgangssituation verlegt der Künstler immer eine Grenze, fügt er neue Bedeutungsmöglichkeiten hinzu, kommt er zu ‚neuen’ Kunstwerken, die zum Teil einer Serie werden. Der Titel der Ausstellung, SOME TIME, verweist auf eine derartige vorläufige Eigenschaft. Oder nach einer kurzen Zeitspanne: Die Dinge sind mal eben so, wie sie sind.
Die Neufertigung von Never Mind
Im Jahre 1993 - Antwerpen ist Kulturhauptstadt – setzt die Middelheim-Sammlung resolut einen Schritt in Richtung zeitgenössischer Kunst. Never Mind ist eines der Schlüsselwerke, die in jenem Jahr angekauft wurden. Vierundzwanzig Jahre später geht Deacon in Zusammenarbeit mit dem Middelheim-Museum zu einer Neufertigung (‘Refabrikation’) des Werkes über. Refabrikation – auch eine Form von Variation – ist gleichzeitig auch eine Fortsetzung und eine neue Perspektive auf die Zukunft, zugleich die Rückkehr oder die Kopie eines alten Elements und die Schaffung eines neuen Werkes.
Sprache
Deacon legt auf die Sprache seiner Arbeiten ebenso viel Wert wie auf die Materialität seiner Werke. Die Sprache ist ein wichtiges Kennzeichen dessen, was uns zu Menschen macht. Es sind die Instrumente, mit denen wir der Welt und den Dingen um uns herum Bedeutung verleihen. Bedeutung (das ‚Was ist das?’), und damit auch die Bedeutung eines Kunstwerks, ist für Deacon keine feste Gegebenheit, sondern etwas, das aktiv gemacht und aufgebaut werden muss, Stück für Stück und jedes Mal neu. Und so ist es etwas, was nur kurz - ‘Some Time’ - Stand hält.
Anlässlich der Ausstellung wird in begrenzter Auflage (limited Edition) eine 10-Inch-Vinylplatte herausgebracht, ebenso eine Publikation mit Beiträgen von Gwynne Ryan, Henk Visch und Richard Deacon, Bart De Baere, Iris Kockelbergh und Sara Weyns.
Über Richard Deacon
Richard Deacon (Vereinigtes Königreich, °1949) nutzt London als Ausfallbasis für eine internationale Karriere mit Einzelausstellungen im Museum Folkwang, Essen, Deutschland (2016), Kunstmuseum Winterthur, Schweiz (2015); Tate Britain, London, Vereinigtes Königreich (2014); Sprengel-Museum, Hannover, Deutschland (2011); Musée de la Ville de Strasbourg, Frankreich (2010); Portland Art Museum, Oregon, USA (2008); PS1 Contemporary Art Center, New York, USA (2001); MACCSI, Caracas, Venezuela (1996); Whitechapel Art Gallery, London, Vereinigtes Königreich (1989) und Museum of Contemporary Art, Los Angeles, USA (1988).
Er vertrat Wales auf der Biennale von Venedig (2007) und nahm im Jahre 2012 an der Architektur-Biennale von Venedig, Italien (2012), Glasgow International (2006) und an der Documenta 9 in Kassel teil.
Richard Deacon gewann im Jahre 1987 den begehrten Turner Prize und 1995 den Robert Jakobsen Prize. Im Jahre 1996 ernannte ihn das französische Ministerium für Kultur zum ‘Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres’, und 1999 nominierte man ihn zum CBE (Commander of the Most Excellent Order of the British Empire).
Zurzeit bereitet er neue Ausstellungen in China und Prag vor.
Praktische Info
Richard Deacon. SOME TIME
27. Mai – 24. September 2017
Öffnungszeiten je nach Jahreszeit
Preis
Gratis
Extras zur Ausstellung
- Besuchertext: gratis
- Einführungsfilm: in der Halle des Schlosses
- Digitale Tour in der Antwerpener Museum App
Gratisrundgang mit Führer
- Ohne Reservierung
- Jeden 2. Sonntag im Monat, von 14-16 Uhr (für Erwachsene und Familien mit Kindern von 6-12 Jahren): 11.6., 9.7., 13.8., 10.9.; jeder 3. Donnerstag im Monat (für Erwachsene), von 18-20 Uhr: 15.6., 20.7. und 17.8.
Rundgänge und Führungen
Für Erwachsene in Gruppen
- 75 Euro für 2 Stunden + 5 Euro Buchungsgebühr
- 15 Personen pro Führer, anschließend 2 Stunden kreatives Atelier möglich
- 03 232 01 03 - tickets@visitantwerpen.be
Für Kinder und Jugendliche im Gruppen- und Schulverband
- 85 Euro für 2 Stunden + 5 Euro Buchungsgebühren
- 12 Kinder / 15 Jugendliche pro Führer, anschließend 2 Stunden kreatives Atelier möglich
- 03 232 01 03 - tickets@visitantwerpen.be