Ein menschliches Skelett sitzt mit dem Rücken in Fahrtrichtung auf dem Lenker eines Fahrrads ohne Reifen. Eine gefährliche Haltung.
Zwischen zwei 35 Meter voneinander entfernte Bäume wurde unter den Baumkronen ein schräg nach oben verlaufendes Stahlkabel gespannt. Es handelt sich dabei um einen Eingriff des Lütticher Künstlers Johan Muyle. Er hat sich diese Art von Sockel ausgedacht, damit sich eine Skulptur hoch in der Luft zwischen den Bäumen hin und her bewegen kann. Johan Muyle ist zwar in Flandern weniger bekannt, weil er bisher nur selten dort ausgestellt hat, gehört aber zu den renommiertesten belgischen Künstlern des Augenblicks und hat sich durch zahlreiche Ausstellungen im Ausland auch international einen Namen gemacht.
Bei Muyles Skulptur im Middelheimpark handelt es sich um eine Assemblage. Der Künstler arbeitet bereist seit 30 Jahren mit dieser Technik. Auf einem Fahrrad mit Rädern ohne Reifen sitzt ein menschliches Skelett mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf dem Lenker. Eine gefährliche Haltung. Das Skelett krönt ein voller schwarzer Kopf, der ein Abguss von Muyles Kopf zu sein scheint. Die Knochen der Beine sitzen fest in den Pedalen, die Arme sind seitwärts weit ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu halten. Das ist jedoch nur eine Illusion. Tatsächlich wird die Stabilität durch ein Gegengewicht gewährleistet, das mit einem langen Stab unter dem Fahrrad befestigt wurde. Außerdem hängt ein langes Seil bis auf dem Boden. Wenn der Besucher daran zieht, kann er das Fahrrad bewegen. Das Fahrrad samt Fahrer gleitet dann über das Kabel und die Speichen der Räder glänzen im Sonnenlicht. Die Beine der Figur trampeln tapfer mit, die Kniegelenke sind beweglich. Ab und zu erklingt ein Glöckchen, das im Brustkasten der Figur aufgehängt wurde, als befände sich in dem Skelett ein ängstlich schlagendes Herz.
Johan Muyle (°1956) wohnt und arbeitet in Lüttich und Brüssel.