Nach dem Entwurf eines vorläufigen Pavillons für die 7. Biennale für Bildhauerkunst im Jahr 1963 erhielt Braems noch im selben Jahr von der Stadtverwaltung den Auftrag für den Entwurf eines permanenten Pavillons für die empfindlichsten Sammlungsstücke.
Architektur als skulptur
Ein langer kreativer Prozess führte zu zahlreichen Varianten. Man war auf der Suche nach einer bescheidenen skulpturalen Monumentalität, die der Bildhauerkunst dienen und auf organische Weise mit der Parklandschaft verschmelzen sollte. Der Entwurf entwickelte sich schnell zu einer Aneinanderreihung geschlossener Pavillons und offener Patios, die „der Natur entsprechend” gestaltet wurden. Ein einladender Eingangsbereich und eine eigensinnige Dachkonstruktion, ein kontinuierliches Raumerlebnis und ein gleichmäßiger Lichteinfall untermauerten das Konzept. Die Grundsteinlegung fand 1969 statt. Anlässlich der 11. Biennale 1971 wurde der Pavillon eingeweiht. Der Entwurf für die zweite Bauphase, in der die Oberfläche des bestehenden Pavillons verdoppelt werden sollte, lag damals bereits auf dem Zeichentisch, wurde letztendlich aber nie realisiert. Auch die geplanten Anlagen rund um den Pavillon wurden nie in die Tat umgesetzt. Nur ein kleiner Teich mit einem Springbrunnen von Olivier Strebelle bildet eine letzte Spur dieser ehrgeizigen Pläne.
Braem schrieb über den Pavillon, der ihm so sehr am Herzen lag: „Ich glaube, dass das Ergebnis zu den am besten gelungenen Dingen meines gesamten Oeuvres gehört. Der Ort war gut gewählt. Es standen dort zwei prächtige Kiefern, denen ich höflich aus dem Weg ging, was zu einem gebogen Plan führte. Außerdem ist die Gesamtform das Ergebnis eines Strebens nach einer gleichmäßigen Beleuchtung durch die gewölbten Dachflächen, die das Sonnenlicht einfangen und nach innen leiten. Es gibt auch vertikale Fenster an der Nordseite, die bestimmte Skulpturen ins richtige Licht setzten sollen, sowie Nischen für kleinere Skulpturen. Vor der Eingangstür sorgt eine gebogene Wand für eine einladende Geste. Die Außenwände drücken soweit wie möglich die im Inneren herrschenden Kräfte aus. Die funktionalen Konstruktionsformen wurden auch in den Schreinerarbeiten fortgesetzt.”
(Het schoonste land ter wereld (Das schönste Land der Welt), Kritak-Leuven, 1987)