Bijl führt den Besucher gern in die Irre.
In einem abgelegenen, etwas vergessenen Teil des Middelheimparks hat Guillaume Bijl eine römische Straße freigelegt. Sie erweckt mit den Absperrungen gegen allzu aufdringliche Besucher den Eindruck, authentisch zu sein. Ein Informationsschild macht die Sache komplett.
Die Installation ist nicht von einer echten Ausgrabung zu unterscheiden. Nur wer über die notwendigen geografischen und historischen Kenntnisse in Bezug auf den Standort verfügt, sieht, dass die Straße nicht „echt” ist. Eine Installation dieser Art ist typisch für Guillaume Bijl, der bereits des Öfteren mit von Marcel Duchamp inspirierten „compositions trouvées” gearbeitet und maßstabsgetreue Friseurgeschäfte, Billardsäle, Fahrschulen, Supermärkte und - wie hier - komplett ausgestattete archäologische Ausgrabungsstätten geschaffen hat.
Wenn der Besucher ankommt, ist die Interpretation bereits vorbei. Es wurde eine Intervention in der Wirklichkeit durchgeführt, die der Betrachter-Tourist einfach akzeptieren muss, was er meistens auch tut, ohne groß darüber nachzudenken. Die Arbeit verweist in diesem Sinn auf das unkritische Konsumverhalten eines Durchschnittstouristen, der nichts in Frage stellt, sondern glaubt, was ihm das Informationsschild vorgaukelt oder ein Führer erzählt, denn das gleiche Prinzip gilt auch für eine Galerie oder ein Museum.
Standort
Nummer 30 auf dem Grundriss
Beschreibung
- Römische Straße
- 1994
- H. 100 cm x B. 500 cm x T. 1100 cm
- Stein, gemischte Techniken
- MIT.B.480